Die Musik

[202] Die Musik, (von dem Worte Muse, dem Namen der neun Göttinnen, weiche den schönen Wissenschaften vorstehen) oder die Tonkunst, die Kunst, durch die Gesang-Stimme oder durch Instrumente Töne hervorzubringen, welche Empfindungen und Leidenschaften[202] schildern, erregen, unterhalten. Die Entstehung der Musik liegt in dem ersten natürlichen Ausbruche der Empfindung; und dieselbe leidenschaftliche Empfindung, welche sich durch eigne Töne ankündigt, wird in dem Herzen dessen, der dieselbe vernimmt, ebenfalls erweckt. Wie der Mensch auf die Idee kommen konnte, durch eine Reihe leidenschaftlicher Tone sich und andre Menschen in einer gewissen Leidenschaft zu bestärken, ist schon bei dem Art. Gesang gezeigt worden. Da das Gehör einer der edelsten Sinne und am tauglichsten ist, Leidenschaft zu erwecken, indem durch Töne eine große Wirkung auf Körper und Seele hervorgebracht wird, so begreift man leicht die Wichtigkeit, zu der sich diese reitzende, der menschlichen Natur ganz angemeßne Kunst (gewiß auch eine der ältesten Künste) nach und nach erhoben hat, so roh auch, wie bei allen Künsten, ihre erste Entstehung gewesen sein mag. Eine vollständige Geschichte von dem allmähligen Wachsthum derselben steht, bei den ganz dunkeln und unzuverläßigen Nachrichten darüber, schwerlich jemahls zu erwarten: es läßt sich auch hierüber bei dem äußerst weitläuftigen Gebiete dieses Gegenstandes in diesem Werke nicht füglich etwas mehreres ausführen; wir können bloß, außer den Verdiensten, welche der Abt Gerbert und Pater Martini um die Geschichte der Tonkunst haben (m. s. diese Art. an ihrem Orte), Forkels allgemeine Geschichte der Musik bemerkbar machen, wovon aber bis jetzt nur erst ein Theil erschienen ist.

Die Musik ist im Allgemeinen, theils in Rücksicht auf die Erfindung (Composition), theils in Rücksicht auf die Ausführung, verschieden; und wiefern letztere entweder durch die menschliche Stimme oder durch Instrumente bewerkstelligt wird, wird sie in die Vocal- und in die Instrumental-Musik eingetheilt. In Rücksicht auf den Gebrauch, den man von der Musik macht, und die demselben angemessenen Empfindungen, die sie erwecken soll, ist sie entweder Kirchen-Musik (geistliche), oder theatralische (wohin besonders die Oper gehört), oder Tanz-Musik, oder auch Concert-Musik (welche entweder aus Instrumenten allein besteht, oder mit Singstimmen vermischt ist, und in der die Absicht [203] nicht bloß, wie in der Oper, dahin geht, zu rühren, sondern überhaupt die Musik glänzen zu lassen und besonders die Kunst zu zeigen). Die wichtigsten speciellern Gattungen der Musik oder die verschiedenen Tonstücke, so wie die wichtigsten musikalischen Instrumente kommen in den einzelnen Artikeln dieses Lexikons vor.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 202-204.
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