Giovanni Pietro Aloisio da Palestrina

[349] Giovanni Pietro Aloisio da Palestrina, geb. 1529 zu Palestrina (woher er auch den Namen, unter welchem er am meisten bekannt ist, erhalten hat), einer der merkwürdigsten alten Kirchen-Componisten, war zuletzt Kapellmeister an der Peterskirche zu Rom. Ihm verdankt die Kirchenmusik, welche Papst Marcellus II wegen ihrer übertriebenen Künsteleien und Vernachläßigung des Textes durch einen allgemeinen Befehl ganz abschaffen wollte, ihre völlige Wiederherstellung. [349] Palestrina, damahls erst 26 Jahr alt, bat Se. Heiligkeit um die Erlaubniß, noch eine Messe im wahren Kirchenstyl aufführen zu dürfen. Hierauf wurde am Ostersonntag 1555 die berühmte sechsstimmige Messe Papae Marcelli mit solchem Glück von ihm aufgeführt, daß der Papst dadurch gänzlich mit der Kirchenmusik ausgesöhnt wurde, und dieselbe nach wie vor beim Gottesdienste bestätigte. Dieß erwarb dem Palestrina den größten Ruhm, und alles strebte ihm seine Bewunderung zu bezeigen. Er starb den 2. Febr. 1594, und wurde wegen seiner Verdienste in die Peterskixche vor dem Altar des heil. Simon Juda begraben; alle päpstlichen Sänger und Tonkünstler zu Rom folgten unter der feierlichsten Musik seiner Leiche. Auch jetzt noch steht sein Name in großem Ansehn: im Dom zu Mailand wurden unlängst noch seine Compositionen, welche durch das Edle, Große und Kraftvolle, das darin herrscht, außerordentliche Wirkung machen, fast täglich gesungen; und seine Werke sind bis hieher in der päpstlichen Kapelle zu Rom am häufigsten aufgeführt und sorgfältig aufbewahrt worden.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 349-350.
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