Der Pennalismus

[385] Der Pennalismus. Man versteht darunter die Ungezogenheiten und Albernheiten, die sich ehedem die ältern Studenten gegen ihre jüngern Mitbrüder erlaubten, wenn diese die Akademien zu beziehen anfingen. Diese mußten jenen im ersten Jahre aufwarten, und dafür noch obendrein schimpfliche Begegnungen erdulden; bisweilen wurden sie sogar geschlagen oder sonst öffentlich verhöhnt. In den Jahren 1661 und 1663 suchte man in Deutschland durch Reichs- und Landesgesetze diesem Unwesen zu steuern. Dessen ungeachtet erhielten sich noch lange Spuren davon; und das so genannte Auspochen der Füchse, welches noch hin und wieder auf Universitäten angetroffen wird, ist ein trauriger Rest jener Handwerksgebräuche, wobei die Musen in ihren Dienern beschimpft wurden. Der Ursprung dieses Unwesens schrieb sich wahrscheinlich aus den Stiftern her, wo jeder neu angekommene Canonicus eine gewisse Summe erlegen mußte, wofür nachher ein Schmaus angestellt wurde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 385.
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