Scio (Chio oder Chios)

[196] Scio (Chio oder Chios), eine der vornehmsten Jusein des Archipelagus, welche über 120 Italiänische Meilen umfaßt. Die Hauptstadt ist groß und von einer lachenden Ansicht; das Schloß, eine alte Citadelle, bestreicht die Stadt und den Hafen, und ist so weitläuftig, daß sie 2000 Mann fassen kann. Der Hafen, an sich selbst schlecht und nicht ganz sicher, ist der Sammelplatz für alle Schiffe, die von und nach Constantinopel gehen. Der Weinbau dieser Insel war schon vor Alters sehr berühmt, und die Weinberge von Mesta lieferten den so hoch gerühmten Nectar. Der wichtigste Ausfuhr-Artikel ist die Seide, wovon man hier jährlich mehr als 30,000 Pfund gewinnt. Getrocknete Feigen, Mastir und Baumwolle machen ebenfalls ansehnliche Handelsartikel aus. Ob gleich die Insel den Türken gehört, so sind doch die Einwohner fast alle der Griechischen oder katholischen Religion zugethan – man zählt ihrer gegen 19,000 Türken, 3000 Franken und über 100,000 Griechen – und es ist auch hier ein Griechischer Erzbischof und katholischer Bischof. Die biesigen Frauenzimmer – überhaupt artiger und schöner als die Griechinnen der übrigen Inseln des Archipelagus – tragen, wider die Gewohnheit der dortigen Länder, das Gesicht frei und unverschleiert.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 196-197.
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