Der Seehund

[211] Der Seehund (Hay, Seewolf, auch Requiem genannt) ist ein großer, in den unterm heißen Weltgürtel gelegenen Meeren sehr häufig anzutreffender Seefisch mit plattem Kopf, weiter, runder Schnauze und ungeheuer weitem Rachen, in welchem gegen 150 dreieckige, wie eine Säge ausgezackte, oft einen Zoll lange Zähne in etlichen Reihen hinter einander auf beiden Seiten stehen. Dieser höchst gefräßige Fisch, dessen Größe sehr verschieden ist, folgt oft lange Zeit den Schiffen, um sich von dem zu nähren, was etwa herausgeworfen wird; besonders ist er auf das Fleisch der Menschen sehr begierig, indem die größern oft ganze Menschen verschlingen oder sie in der Mitte zerreißen. Seine Haut, unter dem Namen Fischhaut bekannt, wird sehr stark zu Futteralen u. d. g. gebraucht. Noch giebt man auch den Namen Seehund einem andern Thiere, nehmlich dem Seekalbe (Meerkalb, Robbe, auch Seehund genannt), einem Säugthiere, das häufig in der Ostsee, am meisten aber in den Meeren gegen Norden um Grönland, Spitzbergen etc. angetroffen wird, und das sowohl im Wasser als auf dem Lande lebt. Es hat die Größe eines Kalbes, und einen Kopf, wie den eines Hundes, dem die Ohren abgeschnitten sind, große und helle Augen, an der Schnauze einen Bart, und so scharfe Zähne, daß es einen Arms dicken Stock durchbeißen kann. Seine Haut, mit kurzen Haaren bewachsen, ist bunt, bald schwarz und weiß, bald gelbgrau, roth etc. Schwanz, Schenkel und Beine sind kurz; und ob gleich dieses Thier auf dem Lande mehr kriecht als geht, so läuft es doch geschwinder noch als ein Mensch. Das Fett desselben giebt einen sehr guten Thran; und seine Haut dient besonders auch bekanntermaßen zu Ueberziehung der Coffres, weil kein Wasser durchdringen kann.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 211.
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