Quintus Sertorius

[239] Quintus Sertorius, ein großer Römischer Feldherr, den der berühmte Marius gebildet hatte, und der alle gute Eigenschaften seines Lehrers in sich vereinigte, ohne dessen Fehler angenommen zu haben. Die Siege des Sulla über die Partei des Marius nöthigten ihn zur Flucht. Er ging nach längern Umherirren endlich nach Spanien, wo sich mehrere Mißvergnügte zu ihm gesellten, und wo er von den Einwohnern sehr gut aufgenommen wurde. Es glückte ihm, eine ansehnliche Armee zu organisiren und damit die Feldherren der Gegenpartei in Spanien zu schlagen. Er versammelte einen Senat von 300 Personen um sich, gab weise Gesetze, und erhielt sich acht Jahre lang gegen die von Zeit zu Zeit abgeschickten Römischen Legionen. Endlich bekam im Jahre 677 nach R. Erb. der berühmte Pompejus das Commando gegen ihn; aber Sertorius hielt ihm tapfere Gegenwehr, und würde vielleicht sein ganzes Heer aufgerieben haben, wenn nicht Cabalen sich gegen ihn erhoben und die Eifersucht der Unter-Befehlshaber seine Absichten vernichtet hätten. Sertorius war seit einiger Zeit gegen die Römer, die ihn umgaben, mißtrauisch geworden, und vertraute sich ganz den Eingebornen des Landes an. Dieses gab unter den Seinigen Anlaß zu einer Verschwörung, die ein gewisser Perpenna, ein Unter-Feldherr des Sertorius, in der Hoffnung leitete, das Obercommando zu bekommen. Dieser Nichtswürdige lud den tapfern Sertorius zu sich zur Mahlzeit ein. [239] und ermordete ihn bei dieser Gelegenheit meuchelmörderisch. Darauf übernahm er das Commando, konnte sich aber nicht lange gegen den Pompejus halten, sondern wurde von ihm geschlagen und gefangen genommen. Um sich das Leben zu retten, erbot er sich, alle Papiere des Sertorius an den Pompejus auszuliefern, um diesen dadurch in Stand zu setzen, alle Rebellen und die Verbindungen, die sie selbst in Rom hatten, auf das genaueste kennen zu lernen; aber Pompejus verwarf diese neue Verrätherei des Perpenna mit Edelmuth, ließ alle Papiere verbrennen und ihn selbst hinrichten. Spanien fiel darauf unter die Römische Botmäßigkeit zurück.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 239-240.
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