Theophrastus

[129] Theophrastus, ein berühmter Griechischer Philosoph von Eresos (auf der Insel Lesbos) gebürtig, war erst Schüler des Plato, und dann des Aristoteles. [129] Dieser soll von seiner Wohlredenheit so entzückt worden sein, daß er seinen Namen, der eigentlich Tyrtamus gewesen, erst in Euphrastus (Wohlredner), und dann in Theophrastus (göttlich Redender) verwandelt habe. Als Aristoteles sich von Athen entfernen mußte, übertrug er dem Theophrast seine Schule; und des Letztern Name wurde bald so berühmt, daß er gegen 2000, ja, nach Einigen auf 4000 Schüler zählte. Er genoß die Gnade des Königs Cassander und Ptolomäus, und überhaupt die Achtung des ganzen Volks, deren er sich durch sein musterhaftes Leben auch so ganz würdig machte. Ueber das Alter, in welchem er gestorben, ist man noch sehr ungewiß; er soll im 85. nach andern im 107. ja nach manchen gar erst im 117. Jahre gestorben sein. Indessen ist so viel gewiß, daß er sich vor seinem Tode beklagte, daß die Natur, welche den Krähen und Hirschen, die es doch nicht bedurften, ein so langes Leben verliehen, der Menschen Alter so kurz angesetzt habe, da diese doch so lange Zeit brauchten, um sich in den Wissenschaften zu vervollkommnen. – Seine meisten Schriften, deren sehr viele gewesen, sind verloren gegangen; unter denen, die wir noch haben, sind seine Charakterschilderungen, die er schon in sehr hohem Alter geschrieben, welche auch durch Hottinger (in Wielands Attischem Museum) trefflich ins Deutsche übergetragen worden, bekannt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 129-130.
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