Vigilien

[328] Vigilien – Bei den Römern waren vigiliae die so genannten Nachtwachen, welche die Soldaten halten mußten, und zwar wurde die Nacht in vier solche Wachen abgetheilt, welche aber nach den verschiedenen Jahreszeiten natürlich von ungleicher Länge waren. – In der katholischen Kirche heißen Vigilien diejenigen Tage, welche vor einem großen Feste, und besonders vor einem Fasttage vorausgehen – [328] der so genannte heilige Abend. – Ueber den Ursprung dieser Benennung ist man ungewiß; wahrscheinlich aber kommt sie daher, weil die ersten Christen wegen der häufigen Verfolgungen genöthiget waren, sich bei Nacht zur Haltung des Gottesdienstes, besonders zum Genuß des Abendmahls zu versammeln, und in der Folge, da jene aufhörten, diese Nachtwachen beibehielten, um sich zu den bevorstehenden Festen durch Wachen, Fasten und Beten würdig vorzubereiten. So waren die Vigilien vor Ostern, die zu Pfingsten und zu Weihnachten besonders feierlich.

Uebrigens heißen Vigilien in der Röm. Kirche auch die Metten, worin Seelen-Messen, oder Gebete für die Seelen der Verstorbenen gehalten werden.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 328-329.
Lizenz:
Faksimiles:
328 | 329
Kategorien: