Das Waadt- oder Waat-Land

[357] Das Waadt- oder Waat-Land (Franz. Le Pais de Vaud) enthält denjenigen Theil der Schweiz, der vom Genfer- bis zum Neuburger-See, zwischen Freiburg und den Französischen Grenzen liegt. Es machte anfangs einen Theil des Burgundischen Reichs (s. Völkerwanderung) aus. Als im Jahr 1032 der letzte König von Burgund, Rudolph III. starb, kam das Königreich Burgund, und mit ihm das Waadtland an den Deutschen Kaiser Conrad II. († 1039); und so blieb es lange bei dem Deutschen Reiche, kam aber nach und nach unter die Herrschaft der ehemahligen Grafen und nachherigen Herzoge von Savoyen (s. dies. Art.). Von diesen eroberte es der Canton Bern 1531, und die Herzoge leisteten auf dasselbe 1546 und 1617 Verzicht. So blieb das Waadtland unter der Herrschaft des Cantons Bern bis zu Ende des Jahres 1797, wo es bei Frankreich gegen diesen Canton Schutz suchte, und schon am 26sten Januar 1798 als Lemanische Republik proclamirt wurde. Diese Republik erlosch jedoch schon im folgenden Jahre, und das Waadtland wurde durch die Constitution der Schweiz vom 19ten Februar 1803 zu einem eignen Canton der Schweiz erhoben, ohne an seinen Grenzen etwas verloren zu haben. Der ganze Canton ist gegenwärtig in 6 Kreise getheilet; und der Hauptort in demselben ist Lausanne (s. dies. Art.). Das Land selbst hat zum Theil sehr angenehme Gegenden, besonders am Genfersee, weßhalb sich auch wohl bei dem Widerruf des Edicts von Nantes (s. dies. Art.) vorzüglich in den Gegenden desselben eine große Anzahl von Reformixten niederließen. Man treibt in diesem Canton gute Handlung: es befinden sich in demselben mehrere Fabriken, z. B. von Uhren etc. auch wird an einigen Orten guter Wein erbaut, und besonders im Gebiete von Lausanne ein vorzüglicher Wein, den man Ryfwein nennt.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 357.
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