Johannes Ziska

[480] Johannes Ziska. Dieser zur Zeit des Hussiten-Kriegs so berühmte Feldherr des 15. Jahrhunderts war aus einer adlichen Familie von Trocznow, und wurde am Hofe des Wenceslaus erzogen. Nachdem er schon jung in Kriegsdiensten sich ausgezeichnet, auch sogar dabei ein Auge verloren hatte – daher man auch seinen Namen, Ziska (einäugig), wiewohl falsch, ableiten will – stellte er sich, als die Hussiten immer mehr in Böhmen sich ausbreiteten, an deren Spitze (1419), und erfocht, nachdem er auch nach Nicolaus von Hussinetz, des erstern Anführers der Hussiten, Todte, einziger Anführer aller Taboriten und Orebiten geworden war, sehr viele Siege über die Feinde. An einem vortheilhaften Orte, auf einem Berge im Bechiner Kreise, wo er sein Lager aufgeschlagen hatte, legte er die Stadt Tabor, welches im Slavischen so viel als ein Lager bedeutet, an – ein Grund, warum die Hussiten auch Taboriten genannt wurden – verlor aber bei Belagerung der Stadt Rubi auch das andre Auge durch einen Pfeil; aber dennoch lieferte er den Feinden mehrere siegreiche Treffen, und machte sich immer furchtbarer, so daß endlich Kaiser Sigismund ihm in der Stille vortheilhafte Bedingungen machen ließ. Als er eben deßhalb zu völliger Aussöhnung zum Kaiser gehen wollte, starb er unterwegs den 12. Oct. 1424. Man erzählt übrigens, die Hussiten (welche nun, nach Ziskaʼs Willen, den großen Procop, einen ehemahligen Priester, zum Heerführer wählten) hätten, seiner eigenen ausdrücklichen Verordnung gemäß, aus Ziskaʼs Haut eine Trommel gemacht, bei deren Rührung die Feinde jedes Mahl die Flucht ergriffen hätten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 480-481.
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