Campanien

[176] Campanien, diese besonders wichtige Landschaft des alten Italiens, am tyrrhenischen Meere gelegen, war merkwürdig, theils um ihrer Naturbegebenheiten[176] – ein brennender Vesuv, die phlegräischen Felder, der Avernussee – theils um der außerordentlichen Fruchtbarkeit, die das Land an Weizen, Oelen, Weinen etc. hatte, theils um der treflichen Anlagen willen, welche die römischen Großen, durch die herrliche Lage dieser Landschaft gereizt, hier zu Stande brachten, und sie zu ihrem fast immerwährenden Aufenthalt wählten. Die berühmtesten Bäder, ungeheure Dämme, welche ins Meer hineingebaut und prächtige Palläste darauf errichtet wurden – kurz, alles vermehrte noch mehr und mehr die Weichlichkeit der Römer, und zeigte zugleich von ihrer um sich greifenden Verschwendungssucht. Die berühmtesten Städte, Cumä, Puteoli, Neapel, Herculanum, Pompeji etc., die Insel Capreä, die Stadt Salernum, endlich Capua, die Hauptstadt von Campanien – alles Namen, die gewiß jedem nur etwas in der Geschichte Bewanderten sogleich als merkwürdig sich ins Gedächtniß zurückrufen. Die appische und lateinische Straße führten in das Innere von Campanien, und kurz: es war der reizendste, verführerischste Aufenthalt, um die Römer ganz zu weichlichen Menschen umzuschaffen. – Auch jetzt noch ist Campania, oder Terra di Lavoro, welches nach der neuern Eintheilung eine von den vier großen Landschaften des Königreichs Neapel ausmacht, die schönste und fruchtbarste Gegend von ganz Italien.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 176-177.
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