D. Wilhelm Dodd

[295] D. Wilhelm Dodd, ein durch sein trauriges Ende bekannt gewordener englischer Geistlicher, geb. zu Bourn in der Grafschaft Lincoln 1729. Auf der Universität zu Cambridge, wohin ihn sein Vater, ein Prediger, im 16. Jahre schickte, zeigte er bei aller Geschicklichkeit einen großen Hang zum unordentlichen, ausschweifenden Leben. Als lebhafter, witziger Kopf fing er bald an, durch seine Talente als Schriftsteller bekannt zu werden, die er schon im 18. Jahre ausübte. In London, wohin er in seinem 21. Jahre kam, führte er ein sehr liederliches Leben, von welchem [295] ihn sein Vater dadurch zurückzubringen glaubte, daß er ihm eine Predigerstelle auf dem Lande unweit London auswirkte, wo auch seine Predigten sehr viel Aufsehen machten. Bald erlangte er in London selbst eine sehr einträgliche Stelle; allein sein Hang zur Wollust und zu Ausschweifungen ward immer größer, und mit seiner Frau, die er schon lange vorher eben nicht als die ehrbarste Person geheirathet hatte, machte er den Vergleich, daß keins das andere geniren sollte. Seine Finanzen wurden, trotz der guten Einnahme, immer zerrütteter; er erlaubte sich schon viel unrechtmäßige Kunstgriffe, die nach und nach ins Publikum kamen, und ihn sogar der Satyre des Theaterdichters Foote (spr. Fuht) aussetzten, so daß er selbst für gut fand, sich auf einige Zeit nach Genf zu entfernen. Ungeachtet er nun nach seiner Rückkunft noch immer gute Einnahme hatte, so stürzte er sich doch, bei der unsinnigsten Verschwendung, wo er sogar auch noch eine Reise nach Paris und hier ungeheuern Aufwand machte, in eine solche Schuldenlast, daß er den verzweifelten Entschluß faßte, eine erdichtete Rentenverschreibung unter dem Namen des Grafen Chesterfield, dessen Hand er genau nachzumachen wußte, auszustellen, wobei er sich selbst als Zeugen unterschrieb. Der Betrug wurde bald entdeckt, und er kam gleich so sehr aus aller Fassung, daß er alles gestand, und trotz dem, daß er alles wieder ersetzte, zum Strange verurtheilt wurde: welches auch, ungeachtet 23,000 Personen die Supplik an den König (der die Sache vor den Staatsrath brachte) unterzeichnet hatten, den 27. Jan. 1777 unter den Thränen unzählicher Zuschauer vollzogen wurde.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 295-296.
Lizenz:
Faksimiles:
295 | 296
Kategorien: