Hadrianus

[421] Hadrianus, der Nachfolger des Trajans (s. dies. Art.) in der Kaiserwürde. Von Geburt ein Spanier (sein Vater war Aelius Adrianus Afer), verlor er diesen schon im 10. Jahre, und stand dann unter der Vormundschaft Trajans, mit dem sein Vater ein leiblicher Vetter war. Vom 15. Jahre an verrichtete er meistens in Spanien Kriegsdienste, und blieb alsdann größtentheils beim Kaiser, nachdem er sich mit Julia Sabina, einer Enkelin von Trajan, vermählt hatte. Früh schon zeigte er sehr große Talente, hatte ein außerordentlich gutes Gedächtniß, viel Kenntniß in allen damals üblichen Wissenschaften und Künsten, aber auch dabei sehr viele Fehler, die ihn dem Trajan ziemlich unleidlich machten. Nach dem Tode dieses Kaisers verheimlichte die Kaiserin Plotina, eine größere Gönnerin von Hadrian, den Tod ihres Gemahls so lange, bis ein erdichtetes Testament gemacht und Hadrian darin zu seinem Nachfolger erklärt worden war. Durch Geschenke und Bestechungen wußte man es denn auch bald dahin zu bringen, daß er (im J. Roms 870) als Kaiser anerkannt wurde. Er reiste nun von Antiochien nach Rom, verwaltete Anfangs seine Regierung sehr lobenswürdig, indem er sich durch Freigebigkeit, durch Aufhebung von Frohndiensten in den Provinzen, durch Erlassung mehrerer Rückstände, durch Vermehrung der Fonds zu Erziehungs- und andern öffentlichen Anstalten sehr beliebt machte. Allein bald zeigte er einen feigen, mißtrauischen, wollüstigen Charakter. Den Frieden erkaufte er von den Sarmaten; aus Mißtrauen ließ er vier der verdientesten Männer in Dacien hinrichten. Bald trat er nun auch (875) eine große Reise, und zwar aus Sonderbarkeit zu Fuße und im bloßen Kopfe, nach Gallien, Deutschland, Britannien an; ferner [421] nach Spanien, dann in der Folge nach Athen, nach den Morgenländern, wo er unter andern mehrere durch Erdbeben zerrüttete Städte in Bithynien wieder aufbaute, u. s. f. Bald starb die Kaiserin Plotina, seine Gönnerin, der er selbst zu Rom eine Leichenrede hielt, eine Elegie auf ihren Tod machte und sie vergöttern ließ; auch baute er damals (883) der Venus einen der prächtigsten Tempel. Bald fing er seine Reisen wieder aufs neue an, wo er unter andern in Egypten seinen Liebling Antinous (m. s. dies. Art.) durch den Tod verlor. Nachdem er nun so beinahe 17 Jahre auf diesen Reisen zugebracht hatte, fühlte er, daß eine Auszehrung ihm gefährlich ward; er dachte nun auf einen Nachfolger im Reiche, wählte dazu endlich, wider Aller Erwarten, den Schwächling L. C. Commodus Verus, der sich durch seine Schönheit bei ihm beliebt gemacht hatte, begab sich darauf nach Tibur, überließ sich hier ganz seiner Wollust, war oft höchst grausam, und viele Angesehene, selbst sein Schwager Servianus, wurden Opfer seiner Tyrannei Seine Grausamkeit wuchs, nachdem der adoptirte Kaiser gestorben war, und er statt dessen den T. Antoninus angenommen hatte, immer mehr mit seiner zunehmenden äußerst schmerzhaften Krankheit. Viele unglückliche Schlachtopfer mußten seinen Unmuth büßen; auch seine eigne Gemahlin, die er immer als Sklavin behandelt hatte, starb an Gift. In Bajä endlich gab auch er sein Leben (im J. R. 891) im 62. Jahre seines Alters, und im 21 seiner Regierung auf. Trotz seines Hanges zur Wollust und Grausamkeit kann man ihn doch nicht zu den schlechten Kaisern rechnen. Er beförderte Literatur und Kunst, stiftete in dem Athenäum zu Rom eine Art von Akademie, errichtete schöne Gebäude, und stiftete selbst auf seinen wohl ziemlich abentheuerlich zu nennenden Reisen viel Gutes. Von seiner Großmuth beim Antritt der Regierung zeugen seine Worte. die er einen Menschen, der ihn zuvor beleidigt hatte, hören ließ. »Tritt näher«, sprach er, »Du hast nichts von mir zu fürchten: ich bin jetzt Kaiser.« – Sein Edictum perpetuum, seine Gesetze gegen Verschwendung und zu Erleichterung[422] des Sklavenstandes u. m. zeichnen ihn zugleich auch als Gesetzgeber aus.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 421-423.
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