Hadrianus

[197] Hadrianus, Publius Aelius, geb. 76 vor Chr., soll durch Trajans Wittwe Plotina 117 n. Chr. dessen Nachfolger geworden sein, zeigte sich aber als einer der einsichtsvollsten u. erträglichen röm. Kaiser. Ungleich seinem Vorgänger beschränkte er Rom wiederum auf den Vertheidigungskrieg (in Asien, wo er den Parthern die trajan. Eroberungen zurückgab u. den Euphrat u. die arab. Wüste zur Reichsgränze machte, in Britannien u. Südwestdeutschland) u. nahm dem Senate und den Prätoren allen Einfluß auf Gesetzgebung und Staatsverwaltung. H. war menschenfreundlich, soweit dies sein heidnischrömischer Charakter sammt einer starken Portion Eitelkeit und Parteilichkeit gestatteten, reiste viele Jahre im Reiche herum, um Alles aus eigener Anschauung kennen zu lernen u. Uebelständen abzuhelfen, förderte den Wohlstand und öffentl. Unterricht, begründete durch das früheste aller eigentl. Gesetzbücher, nämlich durch sein edictum perpetuum, den beispiellosen Aufschwung der röm. Rechtswissenschaft u. förderte als warmer Griechenfreund Wissenschaften und Künste nach Kräften. Die Juden reizte er durch Druck und grausamen Hohn (er ließ z.B. über dem Thore der Aelia Capitolina ein marmornes Schwein aufstellen) zum Aufstande und als derselbe unter Bar Kochab ausbrach, schlug er ihn mit blutiger Strenge nieder und machte Judea zur Einöde. Die 4. Christenverfolgung fand unter H. Statt, insofern er alle gegen die Christen gerichteten Gesetze rechtskräftig bestehen ließ. In seinen letzten Jahren schien er ein Domitian werden zu wollen, st. jedoch 138 und ward in Rom, wo unter anderm die Engelsburg (s. d.) [197] noch heute an ihn mahnt, unter die Götter aufgenommen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 197-198.
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