Der Indigo

[473] [473] Der Indigo, diese bekannte Färberpflanze, ist ein strauchartiges, einige Fuß hohes Gewächs mit gefiederten Blättern, welche aus 6 bis 8 Paar eirunden, bläulich angelaufenen Blättchen zusammengesetzt sind. Ihre kleinen Blumen haben meistentheils eine aus Roth und Gelb gemischte Farbe, und hinterlassen dünne knotige Schoten, äußerlich schwarz aussehend, welche schwarze, schwarzgrüne oder auch anders gefärbte Samen einschließen. (Jedoch giebt es hierin auch mancherlei Abweichungen.) Zum Vaterland dieser Pflanze nimmt man gewöhnlich Ostindien an, obgleich man sie auch in Afrika und Amerika wild gefunden hat. In Deutschland ist sie, selbst in Gewächshäusern, nur sehr mühsam zu erhalten. – Die Pflanzen werden, 8 bis 12 Wochen alt, ehe noch die Blüthen hervorkommen, mit einer Sichel abgeschnitten; es wird dies mehreremal wiederholt, bis sie 2 oder 3 Jahre alt sind. Das abgeschnittene Kraut wird in Bündel gebunden, in große Kübel oder Küpen gelegt, mit Steinen oder sonst etwas Schwerem belegt, und dann mit Wasser begossen. Nach 16 bis 18 Stunden kommt es in Gährung, braust auf, und wenn es ausgegährt hat, wird das grüngefärbte Wasser in andre Gefäße abgezapft, mit Stöcken oder Schaufeln so lange umgerührt, bis ein blauer Satz sich scheidet und das Wasser wie goldgelb geworden ist, welches alsdann, wenn jener Satz durch die Ruhe völlig sich zu Boden gesenkt hat, durch Hähne abgelassen wird. Den Satz bringt man dann in leinene Beutel, spült ihn mit kaltem Wasser aus, läßt ihn ablaufen, dann in hölzernen Kasten hart werden, und endlich in der Sonne völlig trocknen; er wird darauf in Stücken zerbrochen und zum Verkauf eingepackt. Es giebt sehr viele Indigoarten und auch noch andere Arten, ihn zu fertigen, ungeachtet, was das letztere betrifft, in der Hauptsache sie doch mit einander übereinkommen: die Güte desselben ist aber allerdings sehr verschieden. Der beste ist schwarzblau, spielt, wenn man ihn auf dem Nagel reibt, ins Kupferfarbene, und ist sehr leicht. Ostindien liefert die schönste Art. Uebrigens ist der Indigo als Farbestoff schon seit 2000 Jahren im Gebrauche gewesen, und höchst wahrscheinlich kam [474] er schon zu Plinius Zeiten nach Europa. Bekanntermaßen hat man auch schon Surrogate davon ausfindig gemacht, unter denen der Waid (s. dies. Art.) wohl den ersten Rang einnimmt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 473-475.
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