Die Marionetten

[23] Die Marionetten sind bekanntermaßen eine Gattung von künstlichen Puppen, welche an Fäden oder Drahten gezogen und gelenket werden, und mit welchen man auf kleinen dazu erbauten Theatern Comödien aufführt, indem die hinter den Coulissen befindlichen Personen die Worte dazu sprechen. Sie waren schon bei den Griechen und Römern bekannt, indem Herodot, Xenophon, Aristoteles u. a. solcher in Bewegung gesetzter hölzerner Figuren, oder menschlicher Figuren, die mit Fäden gezogen werden etc. Erwähnung thun. Man brauchte da auch öfters dergleichen, um den Kindern Schrecken einzujagen, oder auch den Pöbel auseinander zu jagen u. s. f. In der neuern Zeit haben die Marionettenspiele, namentlich in Frankreich, großen Beifall gefunden; ja, man wollte sogar die Erfindung derselben selbst einem Franzosen, Brioché, einem Zahnausreisser zu Paris, in der Mitte des 17ten Jahrhunderts zuschreiben, der sie aber nur vervollkommnet hatte, da, wie gedacht, schon die Alten damit bekannt waren. Selbst eine Marionetten-Oper gab es 1674 zu Paris, welche sehr vielen Beifall fand. Auch bei uns hat man in der neuesten Zeit Beispiele genug von solchen herumziehenden Marionetten Theatern gesehen, denen die feinere Welt, so gut wie der Pöbel, wohl oft ihren Beifall übermäßig geschenkt haben. [23] Uebrigens hatte man auch ehedem in Lothringen und einigen Orten Deutschlands eine Goldmünze, welche Marionette hieß, und wo jene 6, diese aber 16 Karat hielten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 23-24.
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