Marionetten

Marionetten

[60] Marionetten werden Gliederpuppen von verschiedener Größe genannt, welche mittels verborgener Drähte und Schnüre so lenkbar sind, daß menschliche Bewegungen damit nachgeahmt werden können.

Man gibt damit auf dazu erbauten kleinen Theatern, die daher Marionettentheater heißen, theatralische Vorstellungen, bei denen der verborgene Lenker der Puppen meist allein auch die Rollen derselben [60] mit mehrfach verstellter Stimme spricht. Es gibt ferner kleine tragbare Marionettentheater, mit denen einzelne Personen umherwandern und die kleinen, oft hohlen Puppen (s. Polichinell) mit den Fingern der hineingesteckten Hand in Bewegung setzen. Schon bei den alten Griechen und Römern gab es solche Puppenspiele und in China sind große und kleine wandernde Marionettenspiele, wie das hier abgebildete, allgemein. In Frankreich, wo sie um die Mitte des 17. Jahrh. sehr vervollkommnet wurden und 1674 zu Paris eine Marionettenoper bestand, sowie in Italien, waren sie lange vorzüglich beliebt, und in mehren großen ital. Städten gibt es noch Marionettentheater, die keineswegs blos von den untern Volksclassen besucht werden. Fast ausschließlich für diese sind die in Deutschland noch umherziehenden Marionettenspiele berechnet, in denen Hanswurst oder Kasperle die Hauptperson zu sein pflegt und neben derben Späßen auch oft Zweideutigkeiten nicht verschmäht werden, um den Haufen anzulocken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 60-61.
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