Rolle

[724] Rolle wird der Antheil genannt, welcher bei der Aufführung eines Schauspiels oder ähnlicher mimischer Darstellung auf jeden der dabei mitwirkenden Schauspieler oder Darsteller kommt oder ihm zugetheilt wird; denselben Namen gibt man auch dem schriftlichen Auszuge oder Verzeichnisse der Reden und Handlungen, welche einer der Darsteller bei einer solchen Gelegenheit natürlich in Übereinstimmung mit den Übrigen zu sprechen und vorzunehmen hat. Es werden deshalb beim Ausschreiben der Rollen die letzten Worte des Vorhersprechenden, die sogenannten Stichworte mit aufgenommen, welche sich die Schauspieler beim Auswendiglernen der Rollen als Merkmale einzuprägen haben, wo eines jeden Rede abwechselnd anhebt. Um eine Rolle angemessen ausführen zu können, muß dieselbe nicht blos eingelernt, sondern auch studirt worden sein, womit vorzugsweise das Einüben des ihrem Charakter entsprechenden Benehmens bezeichnet wird, welches zugleich in Übereinstimmung mit dem der übrigen Darsteller sein muß, wenn die Darstellung nicht leiden soll, der man noch in gemeinschaftlichen Proben der Aufführung die erfoderliche Rundung zu geben trachtet. Unter der Titelrolle eines Stücks wird die der Person verstanden, nach welcher es genannt ist, wie z.B. in Maria Stuart die der Königin Maria. In Opern wird die Rolle eines Sängers oder einer Sängerin gewöhnlich als seine oder ihre Partie bezeichnet. Talent, Alter, körperliche Anlagen, geistige und künstlerische Bildung machen in der Regel den mimischen Künstler zur Darstellung einer Gattung von Rollen oder Charakteren, die man beim Theater z.B. als erste und zweite Liebhaber, Helden, edle Väter, Bösewichte, Komiker, Mütter, Soubretten u.s.w. bezeichnet, vorzugsweise geeignet und geschickt, und diese heißt dann sein Rollenfach. – Über die Bedeutung des Ausdrucks Rolle in der Mechanik s. Flaschenzug.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 724.
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