Odessa

[162] Odessa, eine neuerbaute Handels-Stadt in der russischen Statthalterschaft Cherson. Dieser Ort, an einer Bucht des schwarzen Meeres gelegen, hieß vorher Kojabey, oder Katschibey. Allein da seine Lage für den Handel in Ansehung der ehemaligen polnischen Provinzen Rußlands, der Moldau etc. außerordentlich vortheilhaft war, so fing man von Seiten Rußlands 1796. an, hieher die lebhaftere Betreibung des Handels zu ziehen. Es wurden hier Einfuhrzölle errichtet, Magazine angelegt; ein treflicher Hafen und Schiffswerfte kamen dem Orte zu Statten, und bald harte sich der Handel hier auf eine fast beispiellose Weise außerordentlich vermehrt, – noch im J. 1804. erhielt es zur Aufmunterung der Handlung und des Gewerbfleißes 25 Freijahre – so daß es nun der Hauptstapelort für die Handlung von Podolien, Volhynien und Ukraine ist. Außer dem Getreidehandel, welcher am stärksten hier, besonders mit Weizen, getrieben wird, sind Weine, Rum, Oel, Tabak, Citronen, Baumwolle, Seide, Kaffee etc. die wichtigsten Einfuhrartickel, so wie Butter, Talg, Eisen, Caviar u. a. rußische Produkte ausgeführt werden. Uebrigens sind die Häuser hier schön und von Steinen gebaut; vor den Kaufhöfen sind herrliche Säulengänge; mehrere Straßen und alle freie Plätze sind mit Alleen eingefaßt, und man hat in der Stadt die angenehmsten Promenaden; das Clima ist sehr milde und die Schiffahrt aufm schwarzen Meere meistens sicher und leicht. [162] Außer den ansehnl. Waaren- und Getreidemagazinen ist hier auch noch ein Kaufhaus (Basar), ein Quarantainehaus, 4 russische Kirchen, 1 Synagoge etc. Die Zahl der Einwohner beläuft sich gegen 5000.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 162-163.
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