Pelagianer

[224] Pelagianer waren eine gewisse Secte im 5ten Jahrhundert, Schüler und Nachfolger des Pelagius, aus Brittannien (nach Andern aus Spottland) gebürtig. Dieser ein Mann von scharfem, durchdringendem Verstande, ging, nachdem er sich in den Mönchsstand begeben hatte, nach Rom, wo er durch seine Sitten sowol, als durch seine Kenntnisse große Aufmerksamkeit erregte. Hauptsächlich läugnete er – besonders in seinem Werke vom freien Willen (de libero arbitrio) – die Erbsünde; Adam sei schon vor dem Falle von Natur sterblich gewesen; der Mensch könne, da er ohne Sünde geboren würde, es durch eigne Kräfte zum höchsten Grade der Vollkommenheit bringen u. s. w. Bei der Eroberung Roms durch die Gothen (410) ging er mit seinem Schüler Cölestins nach Afrika, und dann allein nach Palästina, wo er seine Lehren immer weiter ausbreitete. Bald wurde er wegen dieser seiner vermeintlichen Irrthümer vor die Versammlung der Bischöffe zu Diospolis gefordert, und zum Widerruf genothiget, und da er sich dadurch keineswegs bekehren ließ, aufs neue auf den Concilien zu Carthago und Mileve 415. verdammt, auch bald nachher von den Päpsten Junocentius I., Zosimus I. und Colestinus I. in den Bann gethan. Im J. 418. endlich durch ein Rescript des Honorius, welches zugleich die Pelagianer förmlich als Ketzer er klärte, aus Rom vertrieben, [224] ging Pelagins nach Jerusalem, fand aber auch hier keine gute Zuflucht: wo er alsdann hingekommen, und wie sein Ende gewesen, ist nicht bekannt geworden. – Sein völliges System fand zwar nicht gar zu lange in der alten Kirche Beifall; allein in der Folge hat der Pelagianismus, hier und da gemildert, und unter andrer Gestalt, immerfort Anhänger und Vertheidiger gehabt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 224-225.
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