Pelagianer

[483] Pelagianer, auch Cälestianer, die Anhänger des Irrlehrers Pelagius, eigentlich Morgan, eines brittischen Mönchs, der übrigens niemals die Priesterweihe empfing, um 400 n. Chr. nach Rom u. hier mit Cälestius, einem talentvollen Eunuchen u. frühern Rechtsanwalte, in Verbindung kam. Beide begaben sich um 411 nach Carthago; Pelagius zog bald nach Jerusalem, Cälestius dagegen blieb u. als er Presbyter werden wollte, brach der Kampf los, in welchem A. Augustinus als Gegner des Pelagianismus am rühmlichsten sich hervorthat. Pelagius Lehre nämlich, ein nüchterner Rationalismus oder auf die Christen angewendeter Arianismus, lief wesentlich darauf hinaus: Adams Sünde habe nur diesem selbst geschadet, eine Erbsünde widerspreche der Güte Gottes; jeder werde mit denselben leiblichen u. geistigen Anlagen geboren wie Adam u. wäre auch ohne den Sündenfall dem natürlichen Tode unterworfen. Das Böse sei eben ein Werk der Nachahmung, indem alle den Adam im Sündigen nachahmten, ohne dazu gezwungen zu sein. Um das Böse zu überwinden, dazu reiche das natürliche Vermögen zur sittlichen That d.h. die Gnade, und der rechte Gebrauch der Freiheit hin. Zur Gnade müsse übrigens auch die Lehre sowie das äußere Beispiel Jesu Christi gezählt werden. Die Nothwendigkeit übernatürlicher Gnaden und des Erlösungswerkes überhaupt läßt sich bei solchen Ansichten nicht mehr einsehen. Nachdem Pelagius seit 417 bereits verschollen war (Cälestius Todesjahr ist ganz unbekannt), machte das 3. ökumen. Concil zu Ephesus 431 dem Pelagianismus vorläufig im Orient ein Ende. Vgl. Semipelagianer.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 483.
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