Friedrich Eberhard von Rochow

[322] Friedrich Eberhard von Rochow, Erbherr auf Rekahn, Gettin (bei Brandenburg) etc. und Domcapitular zu Halberstadt, ein, um die Oeconomie, besonders aber um die Verbesserung der Landschulen unsterblich verdienter Mann, zu Berlin am 11. October 1734 geboren. Nachdem er seit dem 13. Jahre die Ritterakademie zu Brandenburg besucht hatte, trat er im 15. in preußische Kriegsdienste und erhielt bald unter der Garde Friedrichs des Einzigen eine Stelle. Nach Ausbruch des siebenjährigen Kriegs kam er, mit einem, durch einen Schuß gelähmten, Arme in die Winterquartiere nach Leipzig und lernte hier 1757 Gellert kennen, der ihn, weil Rochow die Wissenchaften [322] liebte und sehr viel las, in gelehrte Gesellschaften einführte und unter die Zahl seiner Freunde aufnahm. Der nächste Feldzug raubte ihn zwar wieder auf einige Zeit den Wissenschaften, allein da ihm in diesem Feldzuge die rechte Hand völlig gelähmt wurde, mußte er die Kriegsdienste verlassen. Er begab sich nun auf seine Güter und widmete sich theils dem Landleben, theils den Wissenschaften. Jenes leitete ihn zur Oeconomie, aber zugleich richtete er sein Augenmerk auf den Schulunterricht der Landleute. Da er die großen Mängel von diesem kennen lernte, so entwarf er selbst ein Werk zur Verbesserung desselben. Sein Versuch eines Schulbuchs für Kinder der Landleute, oder Unterricht für Lehrer in niedern und Landschulen, Berlin 1772. 8., wurde mit Beifall aufgenommen und mehrere Male mit vielen, von ihm gemachten Verbesserungen, aufgelegt und nachgedruckt. Nach Erscheinung desselben, und besonders seit 1773, suchte Rochow seine Vorschläge auch practisch auszuführen und die Schulen auf seinen Gütern eifrigst zu verbessern. Er lieferte nun ein Muster für die allmälig ausgebreitete Reform der Landschulen und wurde zugleich Schriftsteller für die Jugend, besonders durch seinen Kinderfreund (Berlin 1776. 8.). Als Gatte lebte er mit der Schwester eines Hetrn von Bose, mit welchem Gellert ebenfalls in freundschaftlichem Briefwechsel stand, glücklich. – Aber auch für die Oeconomie und andere Theile der Wissenschaften war er thätig. So wurde, vorzüglich durch ihn, die märkische öconomische Gesellschaft in Potsdam gegründet. Noch einige Jahre vor seinem Ende, ließ er, als einen Beweis seines Patriotismus, auf der Dorfmark Hakenberg ein Monument auf die Schlacht bei Fehrbellin1 errichten, und er war glücklich genug, den Zeitpunkt nicht zu erleben – sein Tod erfolgte am 16. Mai 1805 – wo dieses Monument wehmüthige Empfindungen [323] in ihm hätte erregen müssen. Dauernder, als dieses Monument, werden sein Andenken und seine Verdienste für die Nachwelt bleiben.


Fußnoten

1 Bei diesem kleinen, in der Mittelmark gelegenen, Städtchen schlug der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg am 18. Juni 1675 die Schweden, die einen Einfall in seine Staaten wagten.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 322-324.
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