Wirthschaften

[501] Wirthschaften: so pflegte man die alten Jahrmärkte der Deutschen oder Carnevalsfeste zu nennen, welche mit großem Pomp von Aufzügen und Instrumentalmusik gefeiert wurden. Nemlich es verkleidete sich eine ganze Gesellschaft von Personen in Wirth, Wirthin, Knecht und Magd; die übrigen aber in Gäste von verschiedenem Stand, Rang und Nation. So wie die verschiedenen Personen nach einander auftraten, wurden passende Unterredungen gehalten und dazwischen gesungen, getanzt, gespielt etc. So wurde im J. 1670 zu München ein solches Fest gefeiert, das an Pracht und Kostbarkeit außerordentlich gewesen sein soll, Fürst und Fürstin spielten selbst mit und die übrigen Rollen waren sämmtlich mit den angesehensten Standes-Personen besetzt. Die Gäste waren von 40 verschiedenen Nationen, alle in ihre Nationaltrachten gekleidet, welche theils Soldaten, theils Pilgrimme, Hirten, Jäger, Gärtner, Zigeuner, Bauern und Bäuerinnen vorstellten. (Vergl. übrigens den Art. [501] Zapaten i. d. N.) So wurden auch zu Dresden, unter August II., mehrere solche prachtvolle Wirthschaften gegeben, unter welchen eine der kostbarsten die von dem sogenannten Auerbachs Hofe zu Leipzig war.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 501-502.
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