Despot

[532] Despot, ein dem Griechischen entlehnter Ausdruck, bedeutet ursprünglich Herr als Gegensatz von Diener und ward unter den morgenländ. Kaisern im 12. Jahrh. ein Ehrentitel, den sie ihren Söhnen und Verwandten beilegten, wenn ihnen die Statthalterschaft einer Provinz übertragen wurde. Ebenso bedeutet Despotie eigentlich die hausherrliche Gewalt; da jedoch bei den alten Griechen die Sklaverei herrschte und ein Hausherr mit seinen Sklaven nach Belieben schalten konnte, so wurde damit der allgemeine Begriff einer willkürlichen, unumschränkten Herrschaft verbunden. Gegenwärtig versteht man aber unter Despotie diejenige Regierungsart, bei welcher die Willkür des Staatsoberhaupts als höchstes Gesetz gilt und verbindet damit häufig die schlimme Bedeutung des Misbrauchs dieser Alleinherrschaft als bloßen Mittels zu gewaltsamer Erreichung willkürlicher Zwecke, bei denen das Wohl des Volkes und Staats nicht berücksichtigt wird. Obgleich es nun denkbar ist, daß ein solcher Alleinherrscher oder Despot seine Unterthanen nicht despotisch oder grausam und wie Sklaven behandelte, sondern so, daß sie sich dabei wohl befänden, so wäre das doch nur etwas Zufälliges und könnte jeden Augenblick anders werden. Daher widerstreitet eine solche Staatsregierung der Idee des Staats, dessen gesammte Mittel und Macht nur dem Wohle des Ganzen gemäß angewendet werden dürfen, und ebendarum ist diese Regierungsart nur für rohe Völker erträglich, die noch einer strengen Zucht bedürfen, für gebildete aber durchaus verwerflich. Doch können auch gebildete Völker durch zur Roheit zurückführende große sittliche Verdorbenheit wieder einer despotischen Herrschaft unterworfen werden, wie das Beispiel der alten Römer beweist.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 532.
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