Kernbeisser

Kernbeisser

[594] Kernbeisser (die) sind eine Gattung der sperlingartigen Vögel, welche sich durch einen stumpfen, an der Wurzel sehr dicken Schnabel auszeichnen, mit welchem sie harte Kerne leicht zu zerbeißen vermögen.

Sie leben gesellig und haben zum Theil einen nicht unangenehmen Gesang. Der gemeine Kernbeißer, auch Kirschfink genannt, ist grau mit schwarzer Kehle und einem weißen Querfleck auf den Flügeln. Man findet ihn in dem mittlern Europa, wo er nicht selten in den Kirschbaumpflanzungen Schaden anrichtet, indem er den Kirschkernen nachgeht. Er hat ein wohlschmeckendes Fleisch und wird seines, übrigens nicht eben ausgezeichneten Gesanges wegen auch im Bauer gehalten. – Merkwürdig ist der gesellige Kernbeißer wegen der eigenthümlichen Art, in welcher diese in großen Scharen zusammenlebenden Vögel ihre Nester anbauen. Derselbe ist olivenbraun mit schwärzlichem Kopfe und Flügeln und unten gelblich, und lebt im innern Afrika. Die Abbildung zeigt die Art, in welcher diese Thierchen ihre Behausung anlegen. Sie machen nämlich aus Gras eine große Decke, welche von den Baumästen festgehalten wird und legen unter dieser vor Regen sichernden Decke einzeln oder dicht nebeneinander, wol auch übereinander, die kleinen, immer nur für ein Paar bestimmten Nester an, deren jedes seinen eignen Eingang hat. Zuweilen haben aber auch mehre übereinanderliegende Nester einen gemeinschaftlichen Eingang. In dem abgebildeten Baume fand man bei näherer Untersuchung nicht weniger als 320 bewohnte Nester. – Bekannte Arten der Kernbeißer sind der Gimpel (s.d.) und der Kreuzschnabel (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 594.
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