Pisistratus

[505] Pisistrătus, ein Athener von edler Abkunft, kenntnißreich und beredt, durch seine Mutter mit Solon (s.d.) verwandt, dessen Zeitgenosse er war, wußte sich durch List und Kühnheit und indem er namentlich die untern Classen durch Freigebigkeit und öffentliche Vertheidigung ihres Interesse für sich gewann, 560 v. Chr. die Oberherrschaft in Athen zu verschaffen. Trotz seines unbegrenzten Ehrgeizes und obwol er zweimal vertrieben wurde, misbrauchte er seine Gewalt nicht, sondern hielt die weisen Gesetze Solon's aufrecht, der das dienstbar gewordene Vaterland verlassen hatte und den er vergeblich zur Rückkehr zu bestimmen suchte. Um die geistige Bildung der Athener erwarb sich P. ebenfalls Verdienste und auch die Gesänge Homer's (s.d.) sollen auf dessen Betrieb gesammelt worden sein. Friede und Wohlfahrt herrschten kaum jemals länger in seinem Vaterlande, als während seiner Herrschaft, die er bei seinem 527 v. Chr. erfolgten Tode an seine ihm gleichdenkenden Söhne Hippias und Hipparchus vererbte, von denen aber der letzte von einem durch ihn beleidigten Jüngling getödtet und der andere später genöthigt wurde, zu den Persern zu flüchten, nachdem die Pisistratiden überhaupt 51 Jahre über Athen geboten hatten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 505.
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