Tamburin

[360] Tambŭrin oder Handpauke nennt man ein musikalisches Instrument, welches aus einem metallenen oder hölzernen [360] Reisen besteht, über welchen ein Trommelfell gespannt ist und das rings mit kleinen schneckenartig ausgehöhlten Schellen oder auf der hintern Seite mit Glocken besetzt ist. An einer Stelle des Reisens pflegt sich ein rundes Loch zu befinden, durch welches beim Spiel der Daumen der linken Hand gesteckt wird, sodaß das Instrument auf demselben ruht oder um ihn herumgedreht wird. Mit der rechten Hand wird das Fell geschlagen oder mit dem Daumen durch Streichen in eine tönende Bewegung gesetzt. Die Stellung der Arme, des ganzen Körpers sind bei der Handhabung dieses Instruments ebenso mannichfaltig als graziös, sowie man auf demselben die verschiedensten Laute, wenn auch keine musikalisch abgemessenen Töne erzeugen kann. Das Tamburin war schon in den ältesten Zeiten bekannt. Man bediente sich desselben bei dem ägypt. Bacchusdienste, und die Ägypter hatten es wahrscheinlich von den Hindus und Chinesen erhalten. Auch die Hebräer kannten es, es hieß bei ihnen Toph, welches Luther durch Pauke übersetzt hat. Bei den Griechen und Römern hieß es Tympanum und wurde namentlich bei den Bacchusfesten gespielt. Durch die Mauren kam das Tamburin nach Spanien und hier ist es noch beim Volke in Gebrauch, sodaß es in Biscaya zu allen Volksliedern und Tänzen gespielt wird. Der Kapellmeister Steibelt, dessen Gattin eine Meisterin auf dem Tamburin war, hat unter dem Namen Bacchanales Musikstücke für das Pianoforte mit Begleitung des Tamburins geschrieben. – Unter dem Namen Tamburin ist in Provence und Languedoc eine kleine um den Leib geschnallte Pauke üblich, die mit einem Klöppel geschlagen und zur Begleitung einer Pfeife gebraucht wird. Auch nennt man Tamburin einen Stickrahmen, über welchen der zu stickende Stoff gespannt wird. Beim Sticken selbst bedient man sich eines stählernen Häkchens zum Aufheben des Fadens und die Stickerei wird Tamburinarbeit genannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 360-361.
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