Tyrann

[506] Tyrann ist ein vom Griechischen hergenommener Ausdruck und bedeutet Herrscher, im altgriech. Sprachgebrauche besonders einen solchen, der sich eigenmächtig und wider den Willen des Volks die Alleinherrschaft in einem Freistaate anmaßte, sodaß unter Tyrannei zunächst eine ungesetzlich erlangte, dem Volke aufgedrungene Herrschaft verstanden wurde. Da eine solche aber schon an sich den davon Betroffenen mehr und weniger lästig ist, kam die jetzt gewöhnliche Bedeutung einer harten, willkürlichen, grausamen, ungerechten Herrschaft bald durch das Benehmen mancher Tyrannen dazu, indem sie sich bei den Völkern und besonders bei den Freiheit liebenden Griechen verhaßt machten, welche daher den Tyrannenmord nicht blos für erlaubt, sondern selbst für rühmlich hielten. In der Geschichte sind vorzugsweise die durch die Spartaner nach dem peloponnesischen Kriege in Athen (s.d.) eingesetzten 30 Tyrannen, und die weniger treffend sogenannte Zeit der 30 Tyrannen im röm. Reiche merkwürdig, wo unter dem schwelgerischen Kaiser Gallienus in den von Barbareneinfällen heimgesuchten, von der schwachen Regierung verlassenen röm. Provinzen 19 Gegenkaiser aufstanden, bis nach Gallienus' Tode (268 n. Chr.) das kais. Ansehen durch Claudius wiederhergestellt wurde.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 506.
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