Ei

[484] Ei (Ovum), die Zelle der Organismen, aus der durch weitere Entwicklung alle mehrzelligen organischen Wesen hervorgehen. Die einzelligen Urtiere haben kein Ei. Meist [484] vollzieht sich die Entwicklung erst nach Zutritt des befruchtenden männlichen Zeugungsstoffs. Das junge Ei hat im Keimbläschen (s.d.) einen Kern, besteht wesentlich aus Protoplasma und hat oft auch eine Zellhülle (Ei- oder Dotterhaut). Vor der Befruchtung wächst das Ei, indem es auf oder in das ursprüngliche Protoplasma (Bildungsdotter) den Nahrungsdotter (Deuteroplasma) ab- oder einlagert. Vielfach hat das Ei eine Schale, die sich vor der Befruchtung bilden kann und dann von einer oder mehrern feinen Lücken (Mikropylapparat) zum Durchtritt des männlichen Zeugungsstoffes durchbrochen ist (z.B. Insekten), oder sie bildet sich erst nach der Befruchtung (z.B. Vögel), ist aber auch dann, wenigstens bei Landtieren, porös, so daß Gase durch sie hindurch ein- und austreten können; denn ein Ei hat als lebender tierischer Organismus das Bedürfnis nach Sauerstoff. Die in Wasser abgelegten Eier (Laich) der Wassermolusken und Fische können eine Schale haben, sind aber meist, wie die der Amphibien, von einer Gallerthülle umgeben. In beiden Fällen haben sie keinen Mikropylapparat, da sie sich im erstern wie die der Vögel verhalten, im letztern aber die Hüllen an jeder Stelle für die Elemente des männlichen Zeugungsstoffes durchdringbar sind. Bei vielen niedern Tieren (Cölenteraten) hat das Ei keine bestimmte Bildungsstätte, bei andern und bei allen höhern findet sie sich in der weiblichen Geschlechtsdrüse, dem Eierstock (s.d.). Über die weitern Vorgänge im Ei bei und nach der Befruchtung, die bei parthenogenetisch sich entwickelnden nicht nötig ist, s. Befruchtung und Furchung. Eier, bes. von Vögeln, Reptilien und Fischen, sind ein vorzügliches Nahrungsmittel. Auch in der Technik werden Hühnereier benutzt, sowohl ihr Eiweißstoff (s. Albumin) als auch ihr Eigelb (s.d.). Die Eierkunde (Oologie), eine Hilfswissenschaft der Vogelkunde, beschäftigt sich mit der für die ornitholog. Systematik wichtigen Untersuchung der äußern Schale der Vogeleier. – Vgl. Rey (2. Aufl. 1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 484-485.
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