Befruchtung

Botanik. II.
Botanik. II.

[173] Befruchtung, die Anregung des weiblichen Keims zur weitern Entwicklung durch den männlichen Zeugungsstoff (bei den Tieren: Samen, Sperma), wozu sich meist die Übertragung desselben auf das weibliche Geschlecht (Begattung) nötig macht. Bei vielen im Wasser lebenden höhern (Fischen) und niedern Tieren (Schwämmen, Polypen, Stachelhäutern, Muscheln etc.) findet aber keine Begattung statt, sondern nur eine Besamung, indem der Same einfach in das Wasser entleert und durch Zufall mit den Eiern in Berührung gebracht wird. Auf dieser Tatsache beruht die Möglichkeit der künstlichen B. Bei der B. selbst dringt ein Samentierchen in das Ei, das Eindringen von zwei oder mehrern ist abnorm. Dem sich am raschesten der Eioberfläche nähernden Samenfaden sendet das Ei einen zarten Fortsatz entgegen, an dem er in das Ei einwandern kann, und hier vereinigt sich der Kern des Eis mit dem Kern (vordern Teil) des Samentierchens. (S. Ei, Furchung.)

Bei den Pflanzen (Phanerogamen) [Tafel Botanik II, 11-26] gelangt der männliche Stoff, der in den Staubbeuteln (Antheren) gebildete Blütenstaub (Pollen), durch Insekten, Wind etc. auf das weibliche Organ, auf die Narbe des die Samenknospen einschließenden Fruchtknotens (so bei den Angiospermen, bei den Gymnospermen direkt auf die Samenknospe), treibt hier zarte Schläuche durch den Griffel in die Fruchtknotenhöhlung und in die Mikropyle der Eizelle bis an den Scheitel des Embryosacks [Taf. II, 25], und nun vermischt sich der Inhalt des Pollenschlauchs mit dem der Eizelle, die dann zum Embryo auswächst. Synergiden heißen zwei am Scheitel, neben oder über der Eizelle, im Embryosack liegende Zellen, weil sie beim Befruchtungsakte mitwirken. Bei den höhern Kryptogamen (Farnkräutern etc. [Taf. II, 27-30]) wird der männliche Stoff (die Spermatozoiden) in den Antheridien gebildet und gelangt mittels der von Cilien bewirkten lebhaften Bewegung durch Wasser, dessen Gegenwart zur B. unerläßlich ist, zu den weiblichen Organen, den die Eizelle bergenden Archegonien. Nach Vermischung mit der Eizelle teilt sich diese und wächst so zum Embryo aus. Ähnlich ist der Vorgang der B. bei den niedern Kryptogamen (Algen, Pilzen). – Vgl. Bölsche (1898), Knuth (Bd. 1-3, 1898-1904), Häcker (1899), Boveri (1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 173.
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