Befruchtung [1]

[458] Befruchtung nennt man in der Physiologie die Einwirkung eines männlichen Zeugungsstoffes auf einen weiblichen Fruchtkeim, wodurch in dem letztern eine eigene Lebensthätigkeit erweckt und derselbe zur Ausbildung eines selbstständigen lebenden Organismus befähigt wird. In der ganzen organischen Welt ist mit wenigen Ausnahmen (Knospentheilung bei den niedersten Thierklassen) zur Fortpflanzung der Art die Befruchtung nöthig. Bei der Mehrzahl der Thiere geschieht die Befruchtung der Keime innerhalb des weiblichen Körpers, bei den Fischen aber und mehren Amphibien außerhalb desselben, indem erst der vom weiblichen Thiere abgesetzte Laich befruchtet wird. Zeugungsstoff und Fruchtkeim sind in der Thierwelt fast durchgängig getrennt von einander in unterschiedenen Individuen (Männchen und Weibchen). Nur bei einigen Arten der niedern Thierklassen finden sich dieselben vereinigt in einem Individuum (Hermaphroditen). Diese Hermaphroditen befruchten sich dann entweder jeder selbst, so die Egelschnecken, oder aber sie befruchten sich gegenseitig einander, so Regenwürmer, Gartenschnecken. – Bei den Pflanzen verhält es sich umgekehrt, indem bei weitem die meisten derselben hermaphroditisch sind. – Bei der B. der Thiere gelangt der Zeugungsstoff (der Samen) durch den Fruchthalter und Eileiter zu dem im Eierstock befindlichen Keime, Ei, bei den Pflanzen setzt sich der Zeugungsstoff (Blüthenstaub oder Pollenkörner) auf der Narbe des Pistills ab; der noch feinere Inhalt der Pollenkörner dringt dann zwischen dem Zellgewebe des Griffels hinunter und gelangt so zu den im Fruchtknoten befindlichen Eierchen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 458.
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