Normannen

[285] Normannen (Nordmannen), Name der skandinav. Seeräuber (Wikinger), die im 8. bis 11. Jahrh. Europa heimsuchten. Als Ostmannen oder Dänen faßten sie 866 zuerst festen Fuß in England, wo Knut d. Gr. 1016 die dän. Herrschaft (bis 1042) aufrichtete. An den Küsten des Fränk. Reichs hatten sie seit Karls d. Gr. Tode Raubzüge unternommen; 912 erhielt ihr Anführer Rollo von Karl dem Einfältigen das Gebiet an der Seinemündung (s. Normandie) eingeräumt; 1066 begründete der Normannenherzog Wilhelm der Eroberer die franz.-normann. Dynastie in England (s. Großbritannien und Irland [Geschichte]). Andere Scharen drangen bis nach Island, Grönland und dem nordöstl. Amerika. [Beilage: Entdeckungsreisen.] An der Ostsee gründeten 862 die Waräger unter Rurik (s.d.) das Reich von Nowgorod, andere schwed. N. das von Kiew. Später drangen diese längs der Flüsse bis ins Schwarze Meer vor und dehnten ihre Raubzüge bis in die Umgegend von Konstantinopel aus (866, 906, 941 und 1043). Von der Normandie aus zogen viele Edle nach Süditalien, wo Robert Guiscard 1059 durch den Papst zum Herzog von Apulien, Roger II. 1130 zum König von Sizilien erhoben wurde. – Vgl. Dondorff, »Die N.« (1875), ferner über die N. in England: Freeman (engl., 6 Bde., 1867-79), ders. (1880); in Sizilien: Schack (2 Bde., 1889) und von Heinemann (Bd. 1, 1894); in Rußland: Thomsen (engl., 1877); in Amerika: Fischer (1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 285.
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