Bekker, Elisabeth

[488] Bekker, Elisabeth, Gattin des Predigers Adrian Wolf, und Verfasserin vieler Gedichte und Romane, ist 1733 in Vließingen geboren. Schon als sehr junges Mädchen machte sie sich durch eine scharfe, sogar satirische Beobachtungsgabe, und durch eine lebhafte Phantasie bemerklich, außerdem besaß sie ein ungemeines Talent für die Aneignung fremder Sprachen. Das Erste, womit sie auftrat, war ein Gedicht in vier Gesängen, Walcherin 1769; demselben folgten schnell mehrere andere größere und kleinere. Die eigentliche Periode ihrer literarischen Thätigkeit aber datirt sich von dem Jahre 1776, wo sie durch den Tod ihren Gatten verlor und ihren fernern Aufenthalt bei ihrer Freundin Anna Deken nahm. Sie gaben 1781 zusammen eine Sammlung kleiner Lieder unter dem Titel: ökonomische Liedjes heraus, die sich durch Natürlichkeit und[488] Einfachheit vortheilhaft bekannt gemacht haben. Demnächst erschienen drei Romane von ihnen: Historie van Willem Levend, 8 Bände, 1785; Historie van Clara Burgerhart, 2 Bände 1790 und Brieven van Abraham Blankaarta an Cornelia Wildschut, 3 Bände 1789. Die Anerkennung, deren sich alle diese Werke zu erfreuen hatten, war eine allgemeine; dennoch waren die Ansprüche beider Verfasserinnen immer so bescheiden gewesen, daß Madame Bekker noch in ihren letzten Lebensjahren, um nicht Mangel an den nothwendigsten Bedürfnissen zu leiden, zum Uebersetzen englischer Romane ihre Zuflucht nehmen mußte. 1778 erschien von ihr Smollet's Roman: der geistliche Don Quixote in 3 Bänden und 1800 dessen Heinrich in 4 Bänden; auch bei diesen Arbeiten stand ihr Anna Deken bei. Beide starben 1894, wenige Tage nach einander; die amsterdamer Kunstakademie beging zu ihrem Andenken ein Trauerfest, und zahlreiche Reden und Gedichte feierten die beiden Freundinnen, die selbst der Tod nicht zu trennen vermocht hatte.

X.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 488-489.
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