Faunus und die Faunen

[82] Faunus und die Faunen. Faunus war ein mythischer König der Ureinwohner des spätern römischen Gebietes, dessen Vater bald Picus, bald Mars, bald Merkur genannt wird; er selbst war der Vater des Königs Latinus. Nach seinem Tode wurde er als weissagender Feld- und Waldgott verehrt; seine Gemahlin hieß Fatua oder Fauna, und sie gebar ihm das mißgebildete, zottelhaarige, ziegenfüßige Geschlecht der Faunen, Halbgötter mit Bockshörnern und braunen Nasen, welche in den Wäldern wohnten, diese mit Geschrei erfüllten, und ein Schrecken aller Nymphen und Erdentöchter waren. Alle niedern Sinnentriebe waren ihnen gemein, sie vermehrten das trunkene Gefolge des Bacchus, und dienen noch jetzt als Symbole unlauterer Lüsternheit, die mit dem Ausdruck faunisch treffend bezeichnet wird. Ost wird Faunus und die Faunen mit dem griechischen Pan und den Panen, mit Silvan und den Silvanen für einerlei genommen, (vergleiche die Artikel Pan, Silvan, Satyrn,) aber die Idee vom griechischen Pan war größer und erhabener, wenn auch seine äußere Bildung, wie die seines Gefolges auf ähnliche oder gleiche Weise gedacht wurde. Nach der Gemahlin des Faunus, Fauna, benennt die Naturwissenschaft die in einer Gegend oder Provinz vorkommenden wildlebenden Thiere die Fauna derselben, wie im Bezug auf die Pflanzenwelt die Flora.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 82.
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