Française

[177] Française, die einzige noch übliche Gattung der Contretänze, nachdem alle anderen, Ecossaisen, Quadrillen etc., seit einer Reihe von Jahren fast gänzlich aus den Gesellschaften verbannt worden sind, ist ein Tanz von 4,6 oder 8 Paaren, die ein Quarré bilden und von denen immer die Gegenüberstehenden zusammen die Hälfte einer jeden Tour ausführen. Die Anzahl der letzteren ist nicht bestimmt, sie wechseln häufig, doch werden wohl selten über 6 Touren getanzt. Den Ursprung der Contretänze anlangend, sind die Meinungen getheilt, wahrscheinlich kamen sie aus der Normandie zuerst nach England und verbreiteten sich dann von hier aus durch das übrige Frankreich, Deutschland und Italien. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts kamen in Frankreich die Françaisen wieder auf, ein Ballet von Rameau: les Fêtes de Polymnie,« welches in Paris außerordentliches Glück machte, gab dazu die Veranlassung. Von der Bühne ging der beliebte Tanz sehr bald in die Salons der vornehmen Welt und von da in alle Tanzsäle über, so daß er in allen Gesellschaften Eingang gefunden hat.[177] Die Française ist nicht schwer zu erlernen, beschäftigt viele Paare zugleich und gewährt den Gewandteren die erwünschteste Gelegenheit, ihre Fertigkeit und Grazie auf die angenehmste Weise bewundern zu lassen. Alle Tänze, welche unsere Vorfahren so lange Zeit hindurch entzückt haben, vorzüglich das ehrwürdige Menuett, sind von der Française, die jeden Ball eröffnet und beendigt, und nur für kurze Zwischenräume den Walzern und Galoppaden Platz vergönnt, völlig verdrängt worden; sie ist der einzige von den Tänzen, die mehr als ein bloßes Takthalten im Drehen zu ihrer Ausführung erfordern, welcher seit einem Jahrhundert allen Launen der Mode getrotzt und in allen Tanzgesellschaften die erste Stelle behauptet hat.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 177-178.
Lizenz:
Faksimiles:
177 | 178
Kategorien: