Hector

[204] Hector. Der berühmte unglückliche Held von Troja, der bedauernswürdige Königssohn des Priamus und der Hekuba. Die Ilias legt ihm alle eines Heroen würdige Eigenschaften bei, heiße Liebe zum Vaterland, überkühnes Selbstvertrauen, hohen Muth, männliche Tapferkeit und gewaltige Körperkraft. Ost hatte er den Sieg erkämpft in dem 10jährigen Trojerkriege, manchen Zweikampf ehrenvoll bestanden. Auch Diomedes und Nestor traten gegen ihn in den Kampf, ohne ihn zu besiegen. Hector tödtete den Busenfreund des Achilles, Patroklus, wodurch Achill zur furchtbarsten Wuth entflammt wurde. Welcher Leserin wäre wohl Schiller's schönes Gedicht: »Hector's Abschied von Andromache« fremd:

Will sich Hector ewig von mir wenden? etc.

Er wandte sich ewig von ihr. Der erzürnte Achill trieb ihn in die Flucht, verfolgte ihn bis an die Thore, jagte ihn dreimal um die Mauer von Troja und tödtete ihn beim vierten Male, worauf[204] er ihm die Rüstung nahm, einen Riemen an seine Füße band und ihn so dreimal um die Grabstätte des Patroklus schleifte. Jammernd und bittend um den Leichnam kam der König Priamus, empfing endlich den todten Sohn und bereitete ihm ein feierliches Leichenbegängniß. Die Trojaner erwiesen ihm, so lange Ilium stand, göttliche Ehre, und später holten in Folge eines Orakelspruchs die Thebaner Hector's Gebeine, ihm gleiche göttliche Ehre erweisend.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 204-205.
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