Komisch

[183] Komisch, ist dem Tragischen entgegengesetzt, wie das Ernste dem Lächerlichen. Wenn nun das Lächerliche und nach ihm das Komische das Gegentheil des Ernstes ist, so ergibt sich hieraus, daß dieses in der gänzlich verkehrten Wahl und Anwendung der Mittel und der Zeit zur Erreichung irgend eines Zweckes bestehen müsse. Der Ernst führt auf dem rechten Wege und auf die zweckmäßigste Art zum Ziele; komisch ist also dasjenige, was auf die entgegengesetzte Weise geschieht. Das Lächerliche ist nur ein Bestandtheil des Komischen, dieses aber noch nicht selbst. Das Lächerliche wird verlacht, das Komische belacht. Wenn das Tragische nun darin besteht, daß der Mensch im Andrange ungünstiger Verhältnisse, [183] oder im Kampfe gegen das Schicksal, bei aller moralischen Anstrengung unterliegt; so muß, da dieses der moralisch nothwendige Streit gegen das Schicksal ist, das Komische der moralisch unnütze Streit gegen den Zufall sein. Darum herrscht im Trauerspiel das Verhängniß, im Lustspiele Zufälligkeit. Zufall nennen wir das, was außerhalb aller Berechnung uns aufstößt; Schicksal, die moralische Verbindung zwischen Ursache und Wirkung. Das Komische geht indessen aus dem Zufalle nur dann hervor, wenn dieser selbst komisch ist. Er ist es, wenn er eine Verlegenheit herbeiführt, ohne Unglück, die um die Personen ein Netz wirft, welches nur der Witz lösen kann. Komisch ist also jene Situation, durch die eine oder mehrere Personen in eine lächerliche Verlegenheit gerathen. Spaßhaft ist, worüber wir lachen, lächerlich, was wir verlachen, komisch, was in eine spaßhafte oder lächerliche Verlegenheit bringt. Ueber das Wesen aller Bestandtheile des Komischen, als: Scherz, Spaß, Drollig- (zusammen Burlesk) Groteske, Carricatur, Parodie, Travestie, Posse und Lustspiel, s. d. Art.

B – l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 183-184.
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