Liefland

[363] Liefland, Provinz des russischen Weltreichs an der Ostsee; ein ebenes Land, von sanften Hügelketten durchzogen, mit 720 Quadrat M. und 750,000 Ew., welche zum Theil Esthen, Letten und Liefen sind; letztere ein finnischer Stamm, der sich mit den beiden ersteren vermischt hat. Esthen und Letten unterscheiden sich auffallend durch ihre Kleidung, jene lieben die braune, diese die graue Farbe. Die Städtebewohner und Rittergutsbesitzer dagegen stammen von den deutschen Rittern und Kolonisten ab, welche schon vor 600 Jahren sich hier und in Kurland niederließen und die Bewohner dieses fruchtbaren und getreidereichen Landes der Leibeigenschaft unterwarfen. Noch jetzt heißt jeder freie Mann ein Deutscher, jeder Leibeigene undeutsch. Das Christenthum kam mit den deutschen Rittern im 12. Jahrhunderte hierher. Nachdem Polen, Schweden und Rußland um den Besitz von Liefland lange Zeit gestritten, eroberte es Peter d. Gr. und verband es 1721 mit dem russischen Reiche. Seine wichtigsten Städte sind Riga (s. d.) als Haupt-, und Dorpat als Kreisstadt. Die fruchtbare Insel Oesel hat 30,000 Ew. und die Insel Moon 3 Quadrat M. Flächeninhalt. Beide werden von den Liefländern zur Zeit des Fischfangs häufig besucht. L's Frauen sollen bei Rußland mit geschildert werden.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 363-364.
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