Musäus, Joh. Carl August

[320] Musäus, Joh. Carl August, Joh. Carl Aug. Dieser originelle, durch seine Volksmärchen allgemein bekannt und beliebt gewordene deutsche Dichter war der Erste, der gegen die weinerliche Empfindsamkeit seiner Zeit mit heiterer Satyre und gesunder Phantasie zu Felde zog. So gegen Richardson's Grandison, durch eine Parodie, die er: »Grandison der Zweite,« nannte; gegen Lavaters Physiognonomik[320] durch seine physiognomischen Reisen. Populair aber wurde er erst durch seine deutschen Volksmärchen (von Wieland herausgegeben, 5 Thle.), die er unmittelbar aus dem Volksleben schöpfte, und in ihrer ganzen natürlichen Kindlichkeit wieder zu geben wußte. Freund Hein's Erzählungen in Holbein's Manier sind mehr betrachtend, als erzählend. Eine Reihe neuerer Erzählungen unter dem Titel: »Straußfedern« unterbrach der Tod. Sein äußeres Leben hat sich weniger reich gestaltet, als sein inneres, in welchem das Gepräge seiner Schriften, Heiterkeit, Gutmüthigkeit und harmlose Satyre vorwaltete. – M. war 1735 zu Jena geb., studirte dort Theologie, und lebte dann eine Zeit lang als Magister in Eisenach. 1763 wurde er Pagenhofmeister am weimarschen Hofe, und 7 Jahre später Professor am dortigen Gymnasium. Er starb 1787 am Herzpolypen, und ein unbekannt gebliebener Freund seiner Muse ließ ihm ein schönes, aber einfaches Denkmal errichten.

B....i.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 320-321.
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