Nibelungenlied

[430] Nibelungenlied, das Lied der, das älteste Erzeugniß deutscher Volkspoesie, reicht, wie man annimmt, zwei Jahrhunderte über Karl d. Gr. hinaus, und bestand, wie alle Uranfänge der Dichtung, wahrscheinlich aus einzelnen Volks- und Heldengesängen, die später vielfach überarbeitet und zu einem Ganzen vereinigt wurden -Die letzte Umarbeitung geschah zu Ende des 12. Jahrhunderts und wird dem Minnesänger Heinrich von Ofterdingen zugeschrieben. Es war Jahrhunderte hindurch das Helden- und Sagenbuch unserer Vorfahren, und für seine große Verbreitung bürgt der Umstand, daß man Handschriften davon in verschiedenen Dialekten aufgefunden hat. Es besteht aus zwei Abtheilungen; der integrirende Theil der Ersteren umfaßt Chrimhilden's Liebe, der zweite Chrimhilden's Rache. Ueberreich ist das Werk an poetischen Schönheiten, voll Kraft und Gediegenheit; nur wenige Nationen haben in ihrer Literatur ein ähnliches aufzuweisen. Man hat es in den letzten Decennien aus der Vergessenheit hervorgezogen, vielfach commentirt und umgearbeitet; es wurde sogar ein Gegenstand des Studiums der Freunde altdeutscher Literatur. Die bekanntesten Umarbeitungen in die Sprache unserer Zeit sind von v. d. Hagen, Zeune und Simrock; dramatisch hat den Stoff Hermann benutzt, und von den Neuesten Raupach in seiner poetischen und effectreichen Tragödie »Der Nibelungenhort.«

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 430.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: