Pianoforte

[207] Pianoforte, auch Fortepiano genannt, verdankt seine Erfindung und Vervollkommnung Chr. Gottl. Schröder 1717, und Silbermann 1726. Wir unterscheiden jetzt das P. in Tafel- und in Flügelform. Jede andere Form ist nicht zu empfehlen. Das P. in Tafelform hat in Ton und Spielart nie jene Vollkommenheit, welche einem Spieler höhern Ranges genügen könnte. Im Mechanismus unterscheiden sich wesentlich die englischen und wiener P. Der engl. Mechanismus bedingt bei einem dicken, vollen Tone einen sehr gewichtigen, widerstrebenden Anschlag der Tasten, einen tiefen Fall derselben und eine langsame Ansprache des Tons. Hierdurch werden auf solchen Instrumenten das Gelingen der seinen Schattirungen des Vortrags und die Ausführung von Bravourstücken sehr erschwert, während dieß gerade der wiener Mechanismus durch leichtern Anschlag, weniger tiefern Fall der Claves und durch promptere Ansprache des Tons begünstigt. Letzterer ist zwar materiell schwächer, aber von schönerem Klange. Die bekannteste P.-Fabrik in London ist die von Ehrard, aber die Preise sind für Deutschland zu hoch. Die besten Instrumente in Wien werden von Graf, Stein und Streicher gebaut. Die von ersterem haben einen sehr schönen Ton, aber kurze Dauer; der gewöhnliche Preis ist 109 Ducaten. Leipzig liefert gute Instrumente von Fr. Wieck für 46 Louisd'ors. – Pianoforteschulen gibt es sehr viele, allein wir müssen bemerken, daß eine zweckmäßige Bildung im[207] Pianofortespiel ohne guten Lehrer nicht denkbar ist, und dieser hat sonach für die Wahl eines zweckmäßigen Systems zu sorgen. Am empfehlenswerthesten sind die praktischen Uebungen von Czerny, Hünten, Bertini, Kalkbrenner, Cramer, Berger, Moscheles, Chopin etc.

–k.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 207-208.
Lizenz:
Faksimiles:
207 | 208
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika