Ramasan

[348] Ramasan, wie die Türken sagen, arabisch Ramadan, ist die große Fastenzeit der Muhammedaner, welche für sie mit dem Neumonde des neunten Monats im Jahre nach ihrer Zeitrechnung beginnt, und am Tage vor dem großen Beiram (s. d.), dem Freudenfeste, schließt. Während des R. ist jeder Muhammedaner verpflichtet den Tag mit den ermüdendsten Andachtsübungen und Gebeten hinzubringen, ohne vor Sonnenuntergang die geringste Nahrung zu sich zu nehmen. Nur Kranken, Kindern und Ammen, zuweilen auch Reisenden, ist es erlaubt eine Ausnahme von dieser frommen Regel, die auf das Eifrigste befolgt wird, zu machen. Streng gläubige Moslims versagen sich am Tage selbst das sonst unentbehrliche Rauchen, ja sie erlauben sich kaum an eine Blume zu riechen, und bringen sogar einen Theil der dem Genuß freigegebenen Nacht betend in den festlich erleuchteten Moscheen zu. In den Familien gibt es gewöhnlich gleich nach Sonnenuntergang eine Mahlzeit, das Istar, dem kurz vor Sonnenaufgang eine zweite, das Imsah, folgt. Ueberhaupt entschädigen sich die Begüterten in den Nächten des R., wo Kaffehäuser und Kaufhallen prachtvoll geschmückt einladen, reichlich für die Entbehrungen des Tages, und der Großvezier beginnt mit der dritten Nacht der Fasten seine luxuriösen, officiellen Gastmäler, während überall in den Harems der Vornehmen Lust und Schwelgerei herrscht.

F.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 348-349.
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