Weichselzopf

[403] Weichselzopf, diese an den Ufern der Weichsel und der Umgegend vorkommende Kopfkrankheit soll im 13. Jahrhundert aus dem Orient dorthin gebracht worden sein, und besteht in einem widernatürlichen Zusammenballen der Kopf-, zuweilen auch Barthaare. Man hat Beispiele, daß solche Zöpfe über 6 F. lang wurden und 4–12 Ps. wogen. Unreinlichkeit und zu warme Kopfbedeckung sollen die vornehmsten Ursachen dieser Krankheit sein, welche endemisch ist und selten ganz geheilt wird. Im Entstehen schwellen die Haarwurzeln an, entzünden sich, es bilden sich kleine Geschwüre zwischen den Haaren und diese kleben nach und nach so zusammen, daß sie durch keinen Kamm mehr entwirrt werden können. Kopfschmerz, Verlust des Geruchs, unruhiger Schlaf, Krimmen in den Gliedern etc. gehen der Krankheit voran, und Kühlhalten des Kopfes, Reinlichkeit, gesunde Nahrung etc. sind die besten Heilmittel. Man hat gefunden, daß bei Frauen während der Schwangerschaft der Weichselzopf verging und erst nach der Niederkunft wiederkehrte.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 403.
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