Agnosticismus

[19] Agnosticismus: Ansicht, daß es von dem an sich Seienden, von den Dingen an sich, den transcendenten Factoren, vom Absoluten kein Wissen gebe und geben könne – die Kehrseite zum Positivismus, Relativismus, Subjectivismus. Das »Ignorabimus« DU BOIS-REYMONDs (Üb. d. Grenzen d. Naturerk. 7, S. 40 ff.) kennzeichnet diesen Standpunkt. Das Wort »Agnostiker« (»Agnoëten«) kommt, als Bezeichnung für die »Monophysiten«, schon in der Kirchengeschichte vor. HUXLEY setzt das Wort »Agnostiker« dem Terminus »Gnostiker« entgegen. »Der Agnosticismus ist in Wirklichkeit kein Glaubensbekenntnis, sondern eine Methode, deren Kern in der strengen Anwendung eines einzigen Grundsatzes liegt.... Positiv läßt sich der Grundsatz so ausdrücken: in Verstandesdingen folge deiner Vernunft, soweit sie dich eben trägt, ohne einer andern Erwägung ein Ohr zu leihen. Und negativ: in Verstandesdingen gib Folgerungen, die weder nachgewiesen noch nachweisbar sind, nicht für sicher aus« (Sociale Essays XXXV). Agnostiker nennen sich auch CH. DARWIN und CARNERI (Empf. u. Bew. S. 28). H. SPENCER, nach welchem das Absolute unerkennbar ist,[19] lehrt einen »agnostischen Monismus« (PAULSEN, Einl. in d. Phil.). Metaphysisch sind Agnostiker auch die Kantianer (z.B. F. A. LANGE) und Positivisten (s. d.), auch R. WAHLE.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 19-20.
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