Anmut

[39] Anmut ist Schönheit in der Bewegung, beruht in der Leichtigkeit und [39] Harmonie dieser. – Die literarische Richtung der Schweizer im 18. Jahrh. bestimmte »Anmut« als undeutliche Vorstellung einer Schönheit des Kleinen (DESSOIR, G. d. n. Psych. I2, S. 596). SCHILLER definiert: »Anmut ist eine Schönheit, die nicht von der Natur gegeben, sondern von dem Subjecte selbst hervorgebracht wird« (Üb. An. u. W.; Phil. Schr., hrsg. von Kühnemann, S. 99). »Anmut ist die Schönheit der Gestalt unter dem Einfluß der Freiheit.« Sie kann nur der Bewegung zukommen, wiewohl auch feste und ruhige Züge, als Spuren früherer Bewegungen, Anmut zeigen können (gegen HOME, Grd(s. d.) Krit. II, 39; l.c. S. 109). »Anmut ist eine bewegliche Schönheit; eine Schönheit nämlich, die an ihrem Subjecte zufällig entstehen und ebenso aufhören kann« (l.c. S. 96). Sie ist Ausdruck der »schönen Seele« (l.c. S. 134), liegt in der »Freiheit der willkürlichen Bewegungen«, während die, »Würde« in der »Beherrschung der unwillkürlichen« beruht (l.c. S. 144). Nach VISCHER ist anmutig »eine Erscheinung, die ohne weiteres, ohne Störung schön ist« (D. Sch. u. d. Kunst2, S. 192). SIMMEL bestimmt Anmut als »fließende Schönheit« (E. in d. Mor. I, 228).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 39-40.
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