Anticipationen

[50] Anticipationen der Wahrnehmung nennt KANT die aus dem apriorischen (s. d.) Charakter der Anschauungsformen (Raum und Zeit) unmittelbar sich ergebenden, alle Erfahrung formal a priori bestimmenden Grundsätze. Anticipation ist eine »Erkenntnis, wodurch ich dasjenige, was zur empirischen Erkenntnis gehört, a priori erkennen und bestimmen kann« (Kr. d. r. V. S. 103). Anticipiert können aber nur »die reinen Bestimmungen im Raum und in der Zeit, sowohl in Auffassung der Gestalt als Grösse« werden, und zwar deshalb, weil »das Reale, was den Empfindungen überhaupt correspondiert, nichts bedeutet als die Synthesis in einem empirischen Bewußtsein überhaupt« (l.c. S. 169). Der Grundsatz der Anticipation lautet: »In allen Erscheinungen hat die Empfindung und das Reale, welches ihr an dem Gegenstande entspricht, eine intensive Größe, d. i. einen Grad« (l.c. S. 162).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 50.
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