Empfindsamkeit

[252] Empfindsamkeit (Sentimentalität): leichte, zur Rührung, Gefühlsergüssen neigende Erregbarkeit des Gemüts, des Nervensystems; übertriebenes, affectiertes Reagieren der Gefühlsseite der Seele. »Sentimental« kommt bei LAWRENCE STERNE vor (Sentimental journey 1767, übers. von Bode 1768). »Empfindsam« stammt von LESSING. Es kommt bei ADELUNG (Wörterbuch) vor, ferner bei J. H. CAMPE (Üb. Empfindsamkeit und Empfindelei 1779), TETENS (Philos. Vers. I, 53, 59). KANT erklärt Empfindsamkeit als »ein Vermögen und eine Stärke, den Zustand sowohl der Lust als Unlust zuzulassen, oder auch vom Gemüt abzuhalten«. »Empfindelei« dagegen ist »eine Schwäche, durch Teilnehmung an dem Zustande anderer, die gleichsam auf dem Organ des Empfindelnden nach Belieben spielen können, sich auch wider Willen afficieren zu lassen« (Anthropol. II, § 60). Das Wort auch bei SCHILLER u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 252.
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