Bonaventura

[70] Bonaventura (eig. Johann Fidanza), »Doctor seraphicus«, geb. 1221 zu Bagnarea (Toskana), Franziskaner, Ordensgeneral, Schüler des Alexander von Haies, gest. 1274, 1482 kanonisiert.

B. ist einer der Hauptvertreter der mittelalterlichen Mystik, der (neben Aristoteles) von Plato, Augustinus, älteren Mystikern, Alexander von Haies, Avicebron u. a. beeinflußt ist. Die »Ideen« sind Gedanken Gottes. Die Individuation entsteht durch die Vereinigung von Form und Materie, die auch in den geistigen Substanzen besteht. Alles begriffliche Wissen ist nichtig gegenüber der Kontemplation und Ekstase, in welcher sich die Seele zu Gott aufschwingt und selig wird – ein Zustand, der erst nach Zurücklegung verschiedener Stufen der Erkenntnis und Beschaulichkeit erreicht wird. Ein reines, asketisches Leben ist Vorbedingung dazu.[70]

Schriften: Perlustratio in quatuor libros sententiarum, 1495. – Centiloquium. De septem gradibus contemplationis. Soliloquium. De septem itineribus aeternitatis Itinerarium mentis in Deum. Breviloquium (die beiden letzten, 1862) u. a. – Opera, 1482, 1861 ff., 1882 ff. – Vgl. K. WERNER, D. Psychol. u. Erkenntnislehre d. J. Bonav., 1876. – ED. LUTZ, Die Psychologie B.s, 1909.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 70-71.
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