Schultze, Fritz

[661] Schultze, Fritz, geb. 1846 in Celle (Hannover), seit 1876 Prof. an der technischen Hochschule in Dresden, gest. 1908.

S. verbindet den Kritizismus und (später) eine kritische Metaphysik mit dem Evolutionismus. Das A priori ist psychologisch als angeborene Anlage, als Disposition vorhanden und wird empirisch entdeckt. Der Geist hat seine »Eigenformen«, die Kategorien: Raum und Zeit, Kausalität und Empfindung, von denen die drei ersten apriorisch-subjektiv sind. Die Philosophie der Natur ist »Theorie des Wissens von der Natur«. Die Materie besteht aus dynamischen Atomen. Daneben gibt es psychische Monaden, Psychaden; sie sind die psychischen Kräfte, aus denen sich die Organismen zusammensetzen, unsterblich, aber ohne Erinnerung an frühere Existenzformen, vervollkommnungsfähig. Die Seele ist keine Substanz, wohl aber eine »bewußte Kraft, die nur in der Form der Individualität existiert« und sich als Einheit im Wechsel ihrer Zustände empfindet. Die Völkerpsychologie gehört zur Kulturpsychologie (»Telopsychologie«) und hat es mit den seelischen Erscheinungen zu tun, die aus der Wechselwirkung einer durch eine staatliche Organisation zusammengehaltenen Mehrheit von Menschen entspringen.

SCHRIFTEN: Die Tierseele, 1868. – Der Fetischismus, 1871. – Geschichte der Philos. der Renaissance l, 1874. – Kant und Darwin, 1875. – Über Bedeutung und Aufgabe einer Philos. der Naturwiss., 1877. – Die Sprache des Kindes, 1880. – Die Grundgedanken des Materialismus, 1881. – Philosophie der Naturwissenschaften, 1881-82. – Der Spiritismus, 1883. – Vergleichende Seelenkunde, 1892-97. – Stammbaum der Philosophie, 1890; 2. A. 1899. – Psychologie der Naturvölker, 1900. – Grundlinien der Logik, 1902, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 661.
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