Straton aus Lampsakos

[726] Straton aus Lampsakos, der »Physiker« physikos Schüler des Aristotelikers Theophrast, dann (seit etwa 288 v. Chr.) 18 Jahre lang Vorsteher der peripatetischen Schule in Athen, wo er 270 v. Chr. starb. S., der auch von Demokrit u.a. beeinflußt ist, bildet die Weltanschauung des Aristoteles zu einem entschiedenen naturalistischen Pantheismus um. Alles Wirken geht von der Natur und ihren Kräften aus, alles geschieht auf natürliche Weise (»omnia esse effecta naturata«; »omnem vim divinam in natura sitam esse censet, quae causas gignendi, augendi, minuendi habeat, sed careat omni sensu et figura«, Cicer. de natur. deor. I, 12, 35; Acad. prior. II, 38, 121). Das Göttliche liegt also in der Natur selbst. Diese wirkt ohne Bewußtsein und Zwecktätigkeit, rein mechanisch (ton kosmon auton ou zôon einai). Einen leeren Kaum (mit Atomen in ihm) gibt es nur innerhalb der Welt. Die[726] Zeit ist das Maß der Bewegung und Tätigkeit to en tois praxesi poson. – metron pasês kinêseôs kai monês). Die Seele ist in ihren Tätigkeiten durch den Leib bedingt, außerhalb dessen es keinen Geist gibt. Die psychischen Vorgänge sind »Bewegungen« (kinêseis... einai tas energeias tês psychês.) Die von der Wahrnehmung im Haupte zurückbleibende Spur hypomonê wird bei der Reproduktion der Vorstellung reaktiviert. Das Denken ist an die Wahrnehmung gebunden.

Vgl. DIOGENES LAËRTIUS, V. – ZELLER, Philos. d. Griechen II, 2. – G. RODIER, La physique de S., 1891. – DIELS, Über das physikal. System des S., Berlin. Akadem., 1893.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 726-727.
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